Der diesjährige Nobelpreis für Physik geht an zwei in Russland geboren und in Manchester, England Forschende und Lehrende, Andre Geim und Konstantin Novoselov. Die Forscher werden für ihre bahnbrechende Arbeit zu den zweidimensionalen Graphen ausgezeichnet. Was vielleicht noch einmaliger ist: Mit Andre Geim erhält zum ersten Mal ein Russlanddeutscher den Nobelpreis.
Andre Geim, mittlerweile niederländischer Staatsbürger, wurde 1958 in Sotschi, Nordkaukasus, geboren. Seinen Traum, am Moskauer Institut für Physik zu studieren, konnte er, trotz sehr guter Ergebnisse, nicht verwirklichen. Wie er später erfuhr war seine deutsche Nationalität das Hindernis. Daher wechselte er zum Moskauer Institut für Physik und Technologie, wo er 1982 sein Studium absolvierte. 1987 promovierte er am Institut für Festkörperphysik der Russischen Akademie der Wissenschaften in Tschernogolowka. Es folgten diverse Forschungsaufenthalte in Dänemark und England, bevor er 1994 Professor an der niederländischen Universität Nijmegen wurde. Da ihm das niederländische Bildungssystem nicht behagte, wechselte er 2001 an die University of Manchester, wo er bis heute als Professor für Physik tätig ist.
In der Physik gilt Geim als Koryphäe, deckt aber zugleich eine große Bandbreite in seinem Fachbereich ab. Dies mag unter Anderem der Grund sein, wieso er 2007 zum Mitglied der Royal Society ernannt wurde, eine selten verliehene Auszeichnung.
Für Geim steht jedoch nicht der reine Erkenntnisgewinn im Vordergrund, auch ist er kann Mann für den Elfenbeinturm der Wissenschaft. Dies bewies er im Jahre 2000, als er mithilfe von Magnetismus einen Frosch und andere Objekte schweben ließ, wofür im der Ig-Nobelpreis verliehen wurde. Dieser würdigt Forschung, welche auf den ersten Blick skurril anmutet, den Menschen zum Lachen und dann zum Nachdenken bringt.
Dass seine Herkunft so in den Vordergrund rückt, kann er jedoch nicht verstehen. „Zum ersten Mal wurde ich in England ‚Russe’ genannt. Wieso eigentlich? Meine Eltern sind Deutsche, mein Name ist deutsch, ich habe deutsche Vorfahren und bis zum Alter von 6 Jahren war Deutsch meine Muttersprache. Heute beherrsche ich es nicht mehr.“ Trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, versteift sich Geim nicht auf seine Herkunft. „Ich betrachte mich als Globetrotter. Ich reise in Europa von Land zu Land.“